Tokio-Portrait: Carmen Brussig (-52 kg)

Geboren am:    20.05.1977
Größe:        1,66 m
Beruf:        Angestellte im LSB M-V e.V.
Graduierung:    5. Dan
Aktiv seit:    1986
Trainer:    Uwe Juch
1. Trainer:    Dietmar Müller     
1. Verein:    PSV Leipzig (damals Dynamo Nord II)

Ramona Brussig kennt bereits das Gefühl, bei den Paralympics ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. In vier Paralympischen Spielen seit 2004 in Athen stand sie immer im Finale. 2004 und 2012 gewann sie Gold, 2008 und 2016 Silber.

Auch sie kam wie ihre Zwillingsschwester Carmen 1986 als Neunjährige über eine Freundin zum Judo. Schach war bis dahin eine weitere Leidenschaft. Dennoch entschieden sich die Beiden, sich auf Judo zu konzentrieren.

Ramonas Sehfähigkeit liegt ebenso wie bei ihrer Zwillingsschwester Carmen in einem Bereich unter 10%. Von klein auf lebt sie mit einer extremen Kurzsichtigkeit. Dennoch hat sie ihr Leben immer gemeinsam mit Normal-Sehenden gemeistert. „Als Kind macht man sich keine Gedanken, ob man richtig sehen kann oder nicht, man wächst damit auf.“

Kurioserweise hatte man ihr in der Kleinkinderzeit immer bescheinigt, dass sie sehr unsportlich sei. Zurückzuführen war dies aber vor allem darauf, dass sie nur wenig erkennen konnte. Erst mit drei Jahren hatte man dies festgestellt. „Anfangs war es eine normale Kurzsichtigkeit, die jedoch im Wachstum nach und nach schlechter wurde, also schleichend.“

Nachdem sie mit Judo begonnen hatte, ging es sehr schnell mit der leistungssportlichen Entwicklung. Wie für ihre Zwillingsschwester waren auch für sie die Spiele 2012 die emotionalsten. „London 2012 waren die besten Spiele, zudem habe ich Gold mit meiner Schwester zusammen gewonnen.“

Seit 3003 arbeitet sie als ausgebildete Sport- und Fitness-Kauffrau im Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern. „Die Kombination zum Leistungssport passt sehr gut und ich kann alles gut miteinander abstimmen.“ Damit kann die Athletin, die immer einen unbedingten Siegeswillen hat und technisch variabel und konditionsstark ist, hervorragend trainieren.

Vorbilder hat sie nicht wirklich. „Aber Hiroshi Katanishi ist ein sehr guter Judoka mit viel Wissen. Er macht ein sehr anspruchsvolles Judo.“

In ihrer Freizeit geht sie gerne shoppen und bäckt immer mal. Das passt auch zu ihrer Schwäche für Süßigkeiten. Dafür hat sie Stärken, die sie ganz unprätentiös benennt: „Vielleicht mein Durchsetzungsvermögen und meine Pünktlichkeit.“

Nach den Paralympischen Spielen wird sie erst einmal mit der Familie Urlaub machen. Ansonsten wird sich nicht viel ändern in ihrem Leben.

Nun bereitet sie sich aber erst einmal auf ihren Wettkampftag bei ihren 5. Paralympics vor. Auch hier ist sie sehr bescheiden. „Ich sehe das realistisch. Ich bin nicht mehr die Jüngste. Nach Rio habe ich gesagt, wenn ich die Qualifikation für Tokio schaffe, dann ist das gut, aber nicht mehr mit Druck. Ich bin sicherlich immer noch ein Medaillenkandidat und das ist auch gut so“, sagt die mehrfache Welt- und Europameisterin.

Einen Athletensteckbrief zeu Carmn Brussig findet ihr hier.


Fragen an Ramona Brussig

Was treibt Dich an?

Ich mag den Judosport gern, diese Sportart inspiriert mich. Ich denke, deshalb treibt mich Judo so an. Der Erfolg kommt dazu. So lange es gesundheitlich geht, möchte ich dies nutzen.

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich bin wie ich bin, und das ist okay so.

   Wie kannst Du am besten entspannen?

Ich entspanne am liebsten bei meinen Eltern. Dort kann ich mich ausruhen und abschalten. Mal an was anderes denken als an Judo. Ich bin froh, dass es sie gibt und sie für mich da sind.

Wem würdest Du mit welcher Begründung einen Orden verleihen?

Ich denke meinen Eltern, die uns auf unseren Weg begleiten. Die uns von Anfang an im Judo unterstützt haben. Uns immer wieder motivieren. Die uns in unserer Kindheit ins Training gefahren haben. Sie sind noch heute für uns da, wenn es Probleme oder Sorgen gibt. Einfach da, wenn man sie braucht.

Was ist für Dich eine Versuchung?

Schokolade.

 

Text und Interview: Birgit Arendt