Tokio-Portrait: Nikolai Kornhaß (-73 kg)

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Geboren am: 28.03.1993
Größe: 1,75 m
Beruf: Student
Graduierung: dritter Dan
Aktiv seit: 2003
Trainer: Carmen Bruckmann, Stefan Saueressig, Mathias Krieger
1. Trainer: Klaus Buser
1. Verein: Freiburger Judo Club

Nikolai Kornhaß hat bereits Paralympics-Erfahrung. Er ist nun bereits zum zweiten Mal dabei. 2016 in Rio de Janeiro gewann er Bronze und hat sich im aktuellen Paralympics-Zyklus an die Spitze der Weltrangliste gekämpft. Als mehrfacher Internationaler Deutscher Meister und WM-Dritter 2018 sowie mit einem kompletten Satz EM-Medaillen gilt er als einer der Favoriten auf Gold.

Zum Judo ist er einst durch Zufall gekommen. „Ich habe unterschiedliche Sportarten wie zum Beispiel Fußball und Trampolinspringen ausprobiert, bin aber beim Judo hängen geblieben.“

Seine Seheinschränkung kann man sich als Normalsehender kaum vorstellen. „Ich sehe extrem verschwommen. Ich nehme zwar alles wahr, also Bewegungen und Farben, ich sehe die Dinge aber nie scharf.“

Als er nach dem Abitur 2011 seinen ersten internationalen Wettkampf, die IBSA World Games in der Türkei hatte, wurde aus seinem Hobby Leistungssport.

Seine Lebensstationen sind damit auch stark auf den Sport ausgerichtet. Er fing 2003 in Gundelfingen beim Freiburger Judo Club mit Judo an und trainierte dort bis zum Abitur. „Seit meinem Studium ab 2012 lebe und trainiere ich in Heidelberg und auch mit meiner Trainingsgruppe in Mannheim.“ Das hat den Vorteil, da ja die Bundestrainer im Sehgeschädigten Judo dort wirken.

Beruflich ist sein Ziel, einmal als Lehrer an einer Schule für sehbehinderte und blinde Kinder zu arbeiten. Dafür studierte er Lehramt für Geographie und Mathematik und wechselte mittlerweile zur Sonderschulpädagogik. Da befindet er sich gerade im Masterstudium, mit dem es nach den Paralympics weitergeht. Judo ist für ihn ein „Sport, den ich sehr gerne mache.“ Dabei kommen ihm Stärken zugute, die im Bereich Kraft und Ausdauer liegen. „Auch darin, dass ich in entscheidenden Momenten meine Leistung abrufen kann.“

Er hatte gleich mehrere bewegende Momente im Wettkampfsport. „Der emotionalste war die Bronzemedaille 2015 bei den Europameisterschaften, da dies die erste Medaille auf einem großen Turnier war. Die Bronzemedaille 2016 bei den Paralympics in Rio war für ihn die Wichtigste. „Weil es mit Abstand die größte Leistung ist, im Sport bei den Paralympics eine Medaille zu gewinnen.“ Und ein weiterer Erfolg war die Goldmedaille bei den Europameisterschaften 2019. „Das erste Mal Gold bei einem großen Turnier habe ich 2019 als besondere Leistung empfunden.“

Nach den Paralympics wird er zunächst einmal eine Woche Urlaub machen und dann geht’s mit der Uni weiter. Aber zunächst steht am Samstag sein Wettkampf an. „Ich nehme mir vor, bei den Paralympics meine beste Leistung abzurufen. Und ich bin zuversichtlich, dass dann auch eine Medaille dabei rausspringen kann.“

Einen Athletensteckbrief zeu Nikolai Kornhaß findet ihr hier.


Fragen an Nikolai Kornhaß:

Was treibt Dich an?

Im Sport Lust an der Bewegung, und der Wille sich im direkten Zweikampf zu messen.

Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?

Den Schweinehund gar nicht erst zu groß werden zu lassen.

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Ich bin sehr zufrieden mit mir, so wie ich bin, da sticht nichts raus, was mir besonders gefällt.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?

Dass ich es seit mehreren Jahren immer wieder schaffe, auf Wettkämpfen oben auf dem Treppchen zu stehen, und nebenbei (wenn auch langsam) mein Studium absolviere.

Gibt es ein Ritual/Glücksbringer beim Wettkampf?

Ich glaube nicht an Glücksbringer, ich habe aber schon Abläufe, die vor jedem Wettkampf gleich sind. Ein festes Aufwärmprogramm zum Beispiel.

Was magst Du an Dir gar nicht?

Wie gesagt, ich bin echt zufrieden mit mir, und Dinge die mich tendenziell stören, versuche ich mit Humor zu nehmen.

Wie kannst Du am besten entspannen?

Morgens im Bett bleiben und den ganzen Tag keine Verpflichtungen haben.

Was ist Deine Lieblingsspeise, die Du Dir wünschst, wenn Du nach Hause zu den Eltern kommst?

Rindsrouladen mit Knödeln.

Worüber kannst Du am meisten lachen?

Gute Situationskomik.

Was ist für Dich eine Versuchung?

Gutes Essen beim Gewicht machen.

Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:

Von nichts kommt nichts.

 

Text und Interview: Birgit Arendt