Judoka für Japan: Martyna Trajdos

IJF/Emanuele Di Feliciantonio

Geboren am: 05.04.1989
Größe: 1,72 m
Beruf: Soldatin
Graduierung: 3. Dan
Aktiv seit: Oktober 2001
Trainer: Costel Dancuela
1. Trainer: Michael Lachs
1. Verein: Harburger Turnerbund 

Martyna Trajdos kämpft nun schon seit über einem Jahrzehnt in der Weltspitze. Seit 2010 hat sie insgesamt 27 Medaillen in der IJF-Serie gewonnen, sie war Europameisterin, WM-Dritte und hat sich nun bereits zum zweiten Mal für die Olympischen Spiele qualifiziert. 
Mit 4394 Punkten steht sie an neunter Stelle der Weltrangliste und hat sich im Olympiaranking einen Setzplatz für Tokio erkämpft.

Ihr Vater hatte ihr einst Judo als Sportart empfohlen. Aber sie dachte als Kind, dass Judo nur etwas für Jungs wäre. Für sie gab es andere Sportarten, wie Hockey, Schwimmen, Leichtathletik und Reiten, in denen sie sich ausprobierte. Erst Jahre später ist sie zum ersten Judo-Training im Harburger Turnerbund gegangen – vor allem, um ihrem Vater einen Gefallen zu tun. „Es sollte eigentlich bei einem Mal bleiben. Jedoch war ich sofort von dieser Sportart infiziert, es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt sie rückblickend.

Im Jahr 2008 kam sie in die Junioren-Nationalmannschaft und wurde zu ihrer ersten Junioren-Europameisterschaft nominiert. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Judo nicht mehr nur Hobby für sie. Mit dem Wechsel zu den Frauen kämpfte sie dann ab 2010 für den Eimsbütteler Turnverband und wechselte 2019 noch einmal in den Südwesten der Republik, zum 1. JC Zweibrücken. 

Judo begleitet sie nun schon fast zwei Jahrzehnte. „Es ist meine erste große Liebe, aber auch meine größte Herausforderung.“ Über sich sagt sie, dass ihre Ausdauer eine Stärke von ihr ist und die Schwäche? „Ich kann schlecht verlieren.“

Schon seit Kindheitstagen hat sie ein Idol, das auf den ersten Blick so gar nichts mit Judo zu tun hat. „Mein Vorbild ist Pippi Langstrumpf“, sagt sie schmunzelnd und fügt gleich eine Erklärung an. „Seitdem ich klein bin, fand ich Pippi schon immer faszinierend. Hauptsächlich, weil sie eine starke Persönlichkeit ist, immer gut gelaunt, hilfsbereit, fröhlich und selbstständig. Und wer möchte nicht das stärkste Mädchen der Welt sein?!“ Und schon ist der zweite Blick dann doch wieder beim Judo. Immerhin, die Drittstärkste der Welt war sie auf jeden Fall schon. Diese Bronzemedaille bei der WM 2019 bedeutet ihr viel, zumal sie sich mit zwei siebten und zwei fünften WM-Plätzen in den Jahren davor kontinuierlich an die Medaille herangearbeitet hat. Aber auch die zweite Olympiaqualifikation ist für sie einer der ganz großen Erfolge. 

Tokio kann kommen...

Beruflich wird ihre sportliche Karriere durch die Sportfördergruppe der Bundeswehr unterstützt. Zusätzlich hat sie ein Bachelor-Studium Sport und Leistung absolviert, hat das Mental Health Zertifikat und die Trainer A-Lizenz. Derzeit steckt sie in den letzten Zügen ihres Masterstudiums Gesundheitsmanagement, Rehabilitation und Prävention.

In ihrer Freizeit reist sie gern und bastelt all ihre Dekorationen für zu Hause selbst. Bekannt ist Martyna Trajdos aber schon seit vielen Jahren für ihre Backkünste, mit denen sie ihre Nationalmannschaftskollegen und Freunde verwöhnt. Daraus resultiert auch eine Idee für die Zukunft nach dem Leistungssport. „Am liebsten professioneller Cookiemaster“, sagt sie mit einem Schalk in den Augen. 

Nun steht aber erst einmal die letzte Vorbereitung auf Olympia an. Darauf liegt ihr ganzer Fokus. Für die Zeit danach verschwendet sie noch keine weiteren Gedanken, sie will sich nicht ablenken lassen von ihrem großen Ziel. „Ehrlich gesagt, denke ich aktuell nur bis zu meinem Wettkampftag bei Olympia.“ Nur zwei Sachen sind sicher. Zum einen will sie danach in den Urlaub fahren und sie wird ihr Masterstudium beenden.

Ihre Erwartungen für Olympia sind hoch. „Ich will am 27. Juli 2021 die bestmögliche Version von mir sein“, beschreibt sie ihre Hoffnungen auf einen erfolgreichen Tag in Tokio. 

Martyna Trajdos ist auf Social-Media-Kanälen aktiv unter: Instagram: martyna_trajdos und Facebook: Martyna Trajdos 
 


Fragen an Martyna Trajdos

Was treibt Dich an?

Meine To Do Liste.

Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?

Der erste Schritt ist der schwerste, danach wird es einfacher!

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Mein Kampfgeist, mein Wille besser zu werden

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?

Auf die Qualifikation für meine 2. Olympischen Spiele, WM-Bronze 2019, Gold beim Tokio-Grand Slam 2015 und dass ich schon fast zehn Jahre in den Top 10 der Weltrangliste bin.

Gibt es ein Ritual/Glücksbringer beim Wettkampf?

Meine Musik ist immer dabei, ich versuche mich aber sonst von Glücksbringern und Ritualen nicht abhängig zu machen.

Was magst Du an Dir gar nicht?

Oft viel zu kritisch mit mir.

Wie kannst Du am besten entspannen?

Beim Backen oder Reisen.

Worüber kannst Du am meisten lachen?

Schadenfreude und meine eigene Tollpatschigkeit.

Als Kind/Jugendlicher wollte ich sein wie….?

Pippi Langstrumpf, das stärkste Mädchen der Welt.

Wem würdest Du mit welcher (kurzen) Begründung einen Orden verleihen?

Meinem Trainer Costel für die Geduld mit seiner Trainingsgruppe - und mit mir.

Was ist für Dich eine Versuchung?

Kekse.

Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:

Sage niemals „Das wird mir nie passieren“ „Das würde ich nie tun“, denn das Leben ist unvorhersehbar und niemand ist vor gewissen Dingen sicher. 

 

Text und Interview: Birgit Arendt