Judoka für Japan: Katharina Menz

Geboren am: 08.10.1990
Größe: 1,52 m
Beruf: Studentin Elektromobilität
Graduierung: 3. Dan
Aktiv seit: 1996
Trainer: Mirko Grosche
1. Trainer: Jan Scheuing
1. Verein: TSG Backnang

Katharina Menz blickt bereits auf 25 Jahre Judoerfahrung zurück. Die Sportlerin von der TSG Backnang ist heute Deutschlands Aushängeschild in der Gewichtsklasse bis 48 kg. 
Als Juniorin machte sie besonders durch den Vizeweltmeistertitel 2009 in der Altersklasse U20 in Paris auf sich aufmerksam. Danach ebnete sie sich Schritt für Schritt den Weg an die Spitze. 

Im Jahr 2019 stand sie sechs Mal in einem IJF-Finale. Drei Mal ging sie mit Bronze nach Hause, drei Mal blieb Platz 5. Auch bei den Oceania Open in Perth gewann sie Bronze. 
Damit legte sie den Grundstein für eine erfolgreiche Olympia-Qualifikation. Mit dem 5. Platz in Düsseldorf und der Bronzemedaille bei den Europameisterschaften festigte sie 2020 ihre Ansprüche auf einen Olympia-Startplatz. Heute steht sie mit über 3000 Punkten auf Platz 16 in der Weltrangliste.

Angefangen hat sie einst mit Judo durch ihren großen Bruder. „Er hat mit Judo angefangen und ich wollte dann auch. Ich musste aber noch warten, bis ich sechs Jahre alt war.“ Aber auch schon vorher war sie sportlich sehr aktiv. Ab ihrem vierten Lebensjahr tanzte sie viele Jahre Ballett und parallel zum Judo begann sie zu reiten. „Eine Zeitlang habe ich alle drei Sportarten gemacht. Dann habe ich aus zeitlichen Gründen zuerst mit dem Ballett aufgehört und dann auch mit dem Reiten, da ich öfter ins Judotraining wollte.“ 

Als sie sich entschieden hatte, ihr Abitur auf einem Gymnasium mit einer Sportklasse zu machen, wurde aus dem Hobby so langsam eine leistungssportliche Karriere. „Ich konnte dort zwei Mal in der Woche schon morgens trainieren und es gab keine Probleme mit Freistellungen für Lehrgänge und Wettkämpfe.“ 

Ihrem Heimatverein TSG Backnang ist sie treu geblieben, trainiert aber seit zehn Jahren am Olympiastützpunkt in Sindelfingen. „Ich bin 2013 auch dort hingezogen, um näher an der Halle zu sein und öfter und besser trainieren zu können.“

Katharina Menz - Mit Stolz auf die Tatami...

Nach einem Vorbild befragt, nennt sie eine sehr bekannte Sportlerin aus ihrem Verein: Michaela Semsch, früher Baschin. „Sie war auch von der TSG Backnang und ist 2008 bei den Olympischen Spielen gestartet. Ihre Erfolge und vor allem die Teilnahme bei Olympia haben mich inspiriert, das auch zu wollen.“

Spätestens mit dem Junioren-Vize-Weltmeistertitel 2009 in Paris hat sie die Grundlage für eine erfolgreiche Judo-Karriere gelegt. „Es war ein sehr wichtiger Erfolg für mich, da dies meine erste große Medaille war. Aber auch meine erste Medaille beim Grand Prix in Den Haag 2017 war sehr emotional, da bin ich gefühlt in der Weltspitze angekommen.“
Die zarte Sportlerin ist mental sehr stark. „Und ich habe eine gute Ausdauer, lange Golden Score-Kämpfe machen mir nichts aus“, beschreibt sie ihre Stärken. Als Schwäche sieht sie, dass es ihr schwerfällt, Trainingspausen einzulegen. Und dass sie oft erst spät nach Hilfe fragt, da sie alles alleine schaffen möchte. 
In ihrer Freizeit steht ihr Hund an erster Stelle in ihrem Leben. Aber auch Wandern, Reisen und Klettern sowie das Backen sind eine schöne Abwechslung zum Judo- und Studienalltag. 

Beruflich hat sie eine sehr zukunftsorientierte technische Richtung eingeschlagen. „Ich habe meinen Bachelor in Mechatronik/Elektrotechnik abgeschlossen und bin gerade im Masterstudium für Elektromobilität.“ Zusätzlich arbeitet sie ein paar Stunden in der Woche als Werkstudentin bei Daimler im Bereich Hybridfahrzeuge. Nach dem Leistungssport möchte sie ihren Master beenden, es fehlt nicht mehr viel. „Alles andere wird sich dann zeigen.“ 

Bis dahin ist aber noch einmal Endspurt für Olympia angesagt, um ihren großen Traum zu verwirklichen. „Judo ist seit Jahren mein Lebensmittelpunkt, ich plane den Rest meines Lebens darum herum. Das ist nicht immer leicht, aber für mein Ziel von den Olympischen Spielen habe ich das alles gerne in Kauf genommen.“ 

Wie geht es dann direkt nach Olympia weiter? „Vor Corona hatte ich geplant, danach drei Wochen mit dem Camper durch Neuseeland zu reisen. Jetzt muss ich mal sehen, ob das überhaupt möglich ist.“ 

Für Olympia hat sie sich vorgenommen, ihre beste Leistung abzuliefern. „Ich will am Ende des Tages raus gehen und sagen, dass ich 110% gegeben habe.“

Katharina Menz ist auf instagram unter katha.menz erreichbar.


Fragen an Katharina Menz

Was treibt Dich an?

Mein Wunsch von den Olympischen Spielen, das wollte ich unbedingt schaffen. Aber insgesamt macht mir Sport auch einfach Spaß und ich gehe gerne an meine Grenzen.

Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?

Meistens ist das gar nicht nötig, man muss mich eher bremsen. Aber an Tagen, wo ich vielleicht doch mal nicht so motiviert bin, denke ich einfach daran, wieso ich das Ganze mache und dass ich schon so viel dafür geopfert habe. Das soll nicht „umsonst“ gewesen sein.

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Meine eigene mentale Stärke. Es ist sehr schwer, mich klein zu bekommen. Und ich bin eigentlich ein sehr positiv denkender Mensch.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?

Das ich immer an mich und meinen Traum geglaubt habe und mich nie habe unterkriegen lassen, auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, um mich im Frauenbereich zu etablieren. Es gab Zeiten, in denen nur wenige an mich geglaubt haben. Aber das hat mich nur angespornt, es den anderen zu beweisen.

Gibt es ein Ritual/Glücksbringer beim Wettkampf?

Ich habe einen Stofftier-Husky, der mich überall hin mit begleitet. Vor jedem Kampf gehe ich immer ein paar Sätze durch, die mich stärken.

Was magst Du an Dir gar nicht?

Es gibt eigentlich nichts, was ich gar nicht an mir mag.

Wie kannst Du am besten entspannen?

Bei langen Spaziergängen mit meinem Hund Noah.

Was ist Deine Lieblingsspeise, die Du Dir wünschst, wenn Du nach Hause zu den Eltern kommst?

Sauerbraten – meine Mama macht auf jeden Fall den Besten.

Worüber kannst Du am meisten lachen?

Wenn mir oder jemand anderem etwas Ungeschicktes passiert – ja, ich bin ein wenig schadenfroh - aber natürlich nur, wenn es nichts Schlimmes ist! Und lustige Tiervideos.

Wem würdest Du mit welcher Begründung einen Orden verleihen?

Meiner Mama. Sie hat mich und meine Geschwister immer bei allem unterstützt und motiviert. Insbesondere auch nach dem Tod meines Bruders. Ich kann mich immer zu 100% auf sie verlassen und sie wäre immer für mich da, egal was ist.

Was ist für Dich eine Versuchung?

Tierheimhunde, ich würde am liebsten alle aufnehmen.

Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:

Lebe jeden Tag, als wäre es der letzte – Tut das was euch glücklich macht, auch wenn andere sagen das es „falsch“ ist. Am Ende zählt nur, dass man mit sich selbst und dem was man tut, zufrieden ist.

 

Text und Interview: Birgit Arendt