Judoka für Japan: Eduard Trippel

Geboren am: 26.03.1997
Größe: 1,87m
Beruf: Polizeikommissar-Anwärter
Graduierung: 2. Dan
Aktiv seit: 2003
Trainer: Esper, Andreas
1. Trainer: Bruchhäuser, Andreas
1. Verein: Judo-Club Rüsselsheim

In der Klasse bis 90 kg ist Eduard Trippel die Nr. 1 in Deutschland. Im Rahmen der Olympiaqualifikation kann er auf sieben Medaillen auf der IJF-Tour zurückblicken und hatte sich damit eine sichere Olympiaqualifikation erkämpft.

Dass er diese zu Recht hat, zeigte er nicht zuletzt beim Grand Slam in Kazan. Mit sehr unterschiedlichen Techniken siegte er bis ins Finale.  Dort wurde er allerdings vom Japaner Murao Sanshiro ausgebremst und gewann Silber. Solch einen Tag, an dem alles passt, wünscht man ihm für Olympia. Dass es eben auch anders ausgehen kann, zeigten die Weltmeisterschaften in Budapest. Trotz eines guten und überzeugenden Auftaktkampfes schied er im zweiten Kampf aus. 

„Schuld“ an seinem Judo-Leben scheint seine Lehrerin in der Grundschule zu sein. „Ich konnte in der ersten Klasse nicht stillsitzen und meine Lehrerin meinte, ich sollte mir einen Sport aussuchen.“ Einen Tipp bekam er dann auch gleich im Sekretariat seiner Schule. Es wurde ein Judotraining beim JC Rüsselsheim angeboten. „Dort habe ich dann mitgemacht und es hat mir Spaß gemacht“, so der Judoka, der vorher auch keine andere Sportart ausprobiert hatte. Mit 15 Jahren etwa ist er erstmals auf internationale Turniere gefahren und nahm an einem Trainingslager der Nationalmannschaft teil. Zu diesem Zeitpunkt war Judo nicht mehr nur Hobby, sondern es wurde dann leistungssportlich. 

Seine Leistungsentwicklung ist sicher seiner guten Anpassungsfähigkeit zu verdanken. „Ich versuche, jede Regeländerung zu meinem Vorteil zu bringen und sobald ich merke, dass gewisse Techniken nicht mehr klappen, kann ich mich relativ schnell auf neue Techniken einstellen.“ Dazu tragen auch zwei Vorbilder bei, denen er einiges abgeschaut hat. „Georgii Zantaraia und Varlam Liparteliani haben spektakuläre Techniken gemacht und haben sich in die Techniken immer extrem eingedreht. Das habe ich mir abgeguckt, weshalb mein Judo so ist wie es heute ist.“

Eduard Trippel ist der Jüngste in der Männer-Olympiamannschaft. Mit nun 24 Jahren begann die Olympiaqualifikation unmittelbar in seinem ersten Männerjahr. Und er begann 2018 gleich spektakulär mit einer Medaille in Paris. „Das war der bisher emotionalste Erfolg für mich, weil ich immer davon geträumt habe, auf einer IJF-World-Tour eine Medaille zu holen. Ich habe auch immer im Stream die ganzen Kämpfe mitverfolgt.“ Sein wichtigster Erfolg war für ihn die Bronzemedaille in diesem Jahr beim Masters in Doha. „Jedoch ist mein größter Erfolg wahrscheinlich der 5. Platz auf der WM 2018, was sich jedoch nicht so toll anfühlt wie die Medaille zum Masters.“

Judo hat insgesamt eine große Bedeutung in seinem Leben. „Es bedeutet für mich, das maximalste aus seinem Körper rausholen was geht. Schnelligkeit, Wurfkraft, Ausdauer und technische Genauigkeit sind Faktoren, die eigentlich keine Grenzen haben.“

Foto: Klaus Müller - Edu Trippel in Aktion beim Grand Slam in Paris 2018

Beruflich gesehen absolviert er seit 2016 eine Polizeiausbildung in Hessen. „Nach Olympia werde ich mich auch erstmal auf mein Polizeistudium konzentrieren, da ich vieles durch die Wettkämpfe und Trainingslager versäumt habe.“ Er kann sich zukünftig auch vorstellen, bei der Polizei Selbstverteidigung zu unterrichten. „Insbesondere wegen meiner Expertise aus dem Judo.“

Abschalten kann der angehende Polizeikommissar vor allem zu Hause. „Ich koche sehr gern und spiel gern mit meinen Freunden auf der PlayStation online.“ 

Zu Olympia will er nicht nur als Teilnehmer fahren. „Ich will einfach meine komplette Leistung an dem Tag abrufen. Wenn ich das schaffe, dann kommt die Medaille automatisch“, verrät er seine Erwartungen an seinen Olympia-Wettkampftag.

Eduard Trippel ist auf Social-Media-Kanälen aktiv. Auf YouTube veröffentlicht er regelmäßig Videos vom Training oder von Wettkämpfen, die er selbst produziert. Mittlerweile gibt es auch die ersten Videos, die ihn beim Kochen zeigen:


Fragen an Eduard Trippel

Was treibt Dich an?

Jeden Tag besser zu werden.

Wie schaffst Du es, Deinen inneren Schweinehund zu überlisten?

An das zu denken, was ich erreichen will.

Was gefällt Dir an Dir besonders?

Dass ich eine gutes Bewegungsgefühl habe und deshalb Techniken sehr schnell erlernen kann.

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?

Medaille auf den World Masters in Doha und die Qualifikation zu den Olympischen Spielen. Insgesamt bin ich auch stolz, dass ich bereits sieben Medaillen auf der IJF-World-Tour gewonnen habe.

Gibt es ein Ritual/Glücksbringer beim Wettkampf?

Ich habe keinen Glücksbringer, weil ich den Gedanken nicht mag, dass meine Leistung von einer bestimmten Sache abhängig ist. Ich habe sehr wenige bis keine Rituale. Die einzigen Rituale die ich habe sind, wie ich auf die Matte gehe. Diese haben sich aber auch in den letzten Jahren geändert. Jeder der mich schon kämpfen gesehen hat, kann leicht erkennen was meine Rituale sind.

Was magst Du an Dir gar nicht?

Ich mag es nicht, dass meine Leistung am Wettkampf sehr stark tagesformabhängig ist. Das ist jedoch dieses Jahr besser geworden, da ich nun viel lockerer an die Wettkämpfe rangehe. Umso näher mein Wettkampf-Judo an mein „Randori-Judo“ rankommt, desto besser ist der Wettkampf.

Wie kannst Du am besten entspannen?

Tee trinken aber auch gern mal fettiges Fast Food essen.

Was ist Deine Lieblingsspeise, die Du Dir wünschst, wenn Du nach Hause zu den Eltern kommst?

Schweinebraten mit Knödeln.

Worüber kannst Du am meisten lachen?

Über mich selbst und das nicht zu selten ;)

Als Kind/Jugendlicher wollte ich sein wie….?

Ich wollte als Kind immer Koch werden, damit ich mir selbst leckere Gerichte kochen kann.;-)

Schenke uns (D)eine Lebensweisheit:

Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen, dass ich im Judo als auch im privaten Leben glücklich und erfolgreich bin, wenn ich meinen eigenen, individuellen Weg gehe, statt das zu machen was andere von mir verlangen/wollen.

 

Text und Interview: Birgit Arendt