Tokio-Portrait: Carmen Brussig (-48 kg)

In den Tokio-Portraits stellen wir Euch nach und nach unsere Para-Judoka für die Paralympics in Tokio vor. Los geht es mit Carmen Brussig (-48 kg).

24.08.2021 von [Birgit Arendt]

Steckbrief:

Geboren am:  20.05.1977
Größe:           1.64m
Beruf:            Angestellte in einer Praxis für Traditionelle chinesische Medizin
Graduierung: 4. Dan
Aktiv seit:     1986
Trainer:         Alexandra Schiesser/Uwe Juch
1. Trainer:     Ditmar Müller
1. Verein:      Dynamo Nord II Leipzig


Über Carmen Brussig:

Angefangen hat alles 1986 in Leipzig. Eine Freundin nahm die neunjährige Carmen mit zum Judo-Training und sie blieb dabei. Nebenher spielte sie immer noch Schach.

Von Kindesbeinen an lebt sie mit einer extremen Kurzsichtigkeit und damit einer Sehfähigkeit unter 10 %. Dies hielt sie nicht davon ab, wie so viele andere sehbeeinträchtigte Kinder, die Schule und das Training immer integriert bei Normal-Sehenden zu absolvieren. Gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Ramona ist sie bereits sehr früh an den Leistungssport herangeführt worden und trainiert nun mit 44 Jahren noch immer leistungssportlich und bereitet sich auf ihre vierten Paralympics vor.

Nach ihrer Ausbildung zur Konditorin arbeitet sie nun in einer Praxis für traditionelle chinesische Medizin.Im Jahr 2002 ging sie einen ganz besonderen Schritt. Seitdem wohnt, arbeitet und trainiert sie in der Schweiz. Sie ist stolz darauf, den Mut für diesen Schritt besessen zu haben. „Ich fühle mich sehr wohl und geborgen in der Schweiz.“

Außerdem hat sie neben ihrem Verein PSV Schwerin im Kampfsportcenter Do-Jigo Wollerau eine neue sportliche Heimat gefunden und kann dort optimal trainieren. Ihre Trainerin Alexandra Schiesser begleitet sie dabei jeden Tag und auch zu jedem Wettkampf. Sie ist eine wichtige Bezugsperson geworden und es ist wichtig für Carmen, dass sie bei sportlichen Höhepunkten in ihrer Nähe ist.

Jubelpose...

Judo ist eine Leidenschaft von ihr geworden. „Judo gehört zu meinem Leben. Es begleitet mich jeden Tag“, erklärt sie und ergänzt, dass für sie Disziplin, Respekt und Freundschaft ganz eng mit Judo verknüpft sind.

Auf die Frage nach dem schönsten Moment in ihrem Wettkampfleben sagt sie unumwunden: „Die Paralympics 2012, als ich Gold mit meiner Zwillingsschwester zusammen gewonnen habe. Das war das schönste und emotionalste Gefühl.“

Carmen sieht ihre redescheue Art als Schwäche an, wischt diese aber mit solchen Stärken wie Zielstrebigkeit und schnellem Auffassungsvermögen gleich wieder vom Tisch. Auch ist sie extrem ordnungsliebend. In ihrer eng bemessenen Freizeit chillt sie auch mal gern oder geht shoppen.

In ihrem Verein ist sie eine sehr beliebte Sportlerin und gilt als Vorbild insbesondere beim Nachwuchs. Sie arbeitet als Kindertrainerin im Verein. „Daran wird sich auch nach den Paralympics nichts ändern. Ich arbeite weiter in der Praxis und gebe Kindertraining.“

Die Vorbereitungen für die Paralympischen Spiele waren durch Corona nicht einfach. Deshalb schätzt die dreifache Paralympics-Medaillengewinnerin die Ziele auch realistisch ein. „Es wird sehr schwer werden. Mein Ziel ist es, unter die besten Fünf zu kommen.“

Alle Informationen zu den Paralympics und den Judo-Wettbewerben findet ihr unter https://tokio.judobund.de/paralympics/.


Fragen an Carmen Brussig:

Was treibt Dich an?
Mein Glauben und mein Ehrgeiz etwas zu tun und zu verbessern.  

Was gefällt Dir an Dir besonders?
Wenn die Motivation stimmt, dann kann ich sehr konzentriert, zielstrebig und ehrgeizig sein. 

Auf welche eigene Leistung bist Du besonders stolz?
Das ich den Mut besessen habe, von heute auf morgen in die Schweiz zu gehen.

Was sagt man Dir nach?
Na, ich hoffe nichts Schlimmes. – Ich habe Charme und gelte als Vorbild im Verein. Vor allem beim Nachwuchs.

Was magst Du an Dir gar nicht?
Ich kann launisch und wankelmütig sein.

Wie kannst Du am besten entspannen?
Shoppen gehen und dann ein heißes Bad nehmen!

Wem würdest Du mit welcher Begründung einen Orden verleihen?
Denjenigen Menschen, die mir wirklich nahestehen, die mir viel bedeuten, an mich glauben und mich in irgendeiner Art unterstützen, für mich da sind.

Was ist für Dich eine Versuchung?
Wenn Schokolade herum liegt. Und elektronische Errungenschaften.

Schenke uns Deine Lebensweisheit:
Du bist der Wegweiser, selber der Weg und das Ziel, zu dem wir streben.